Landkreis Gryfino
 

Seit 1945 ist der Landkeis Gryfino die dem Barnim und der Uckermark östlich angrenzende polnische Territorialeinheit. Bis dahin gehörte der größte Teil dieses Territoriums zum Kreis Königsberg/Neumark.
Die Kreisstadt war das heutige Chojna.
Der Landkreis Gryfino ist der größte unter denen der Wojewodschaft.

Der Powiat Gryfinski umfasst insgesamt neun Gemeinden,
sechs Stadt- und Landgemeinde (SL) und drei Landgemeinden (L)


Cedynia (Zehden) - (SL) 
Chojna (Königsberg in der Neumark) - (SL) 
Gryfino (Greifenhagen) - (SL)
Mieszkowice (Bärwalde) - (SL)
Moryn (Mohrin) - (SL) 
Debno (Neudamm) - (SL)
Stare Czarnowo (Neumark) - (L)
Trzcinsko-Zdrój( (Bad Schönfließ) - (SL)


Überschwemmtes Odertal bei Nieder-Saathen (Zaton   Dolne)          Foto H. J. Wilke

Landschaft und Geologie

Unser Betrachtungsgebiet ist durch ein abwechslungsreiches Oberflächenrelief mit zahlreichen Hügeln und feuchten Senken sowie durch zahlreiche Seen verschiedener Größe gekennzeichnet. Der 3.62 qm große Mohriner See ist mit einer Wassertiefe von 58.5 Meter der tiefste See der Pommerschen Seenplatte
 

Die Endmoränenzüge gehören zur Pommerschen Eisrandlage, die sich über die Oder hinweg fortsetzt. Am weitesten südlich befinden sich die Moränen der Myśliborska-Phase, die sich von der Umgebung Kostrzyneks (Alt-Küstrinchen bei Hohenwutzen) in Richtung Moryń und dann in Richtung Myślibórz und Barlinek hinzieht. Das entspricht der Pommerschen Hauptmoräne. Weiter nördlich verläuft die Endmoräne der Choina-Phase, die von Krzymòw (Hanseberg) über Choina (Königsbern/ Neumark) nach Nordosten führt. Das entspricht der Angermünder Rückzugstaffel in Deutschland.



Karte der nordischen Vereisungen nach Liedke (2003)

 Das Gebiet ist in der Regel 70-80 m hoch gelegen, nur die Hügel der Endmoränen erreichen etwa 100 m. ü. NN.

Trotz jahrelanger geologischer Detailforschung wurde bis heute nicht exakt festgestellt, wie viele Male das skandinavische Inlandeis über die Region Westpommern zog. Auch kann über deren Dicke (1500-2000 m während der Elster- und Saale-Kaltzeit) nur gemutmaßt werden..
Wohl aber findet man im ganzen Gebiet ausgedehnte Quartärsedimente und im Bereich der Endmoränen auch Blockreichtum und seltener Großgeschiebe.

Findlinge

Als Findling, Großgeschiebe oder auch erratische Blöcke werden vom Inlandeis transportierte Gesteinsblöcke bezeichnet. Findlinge aus kristallinem und metamorphem Gestein stammen überwiegend aus dem skandinavischen Raum, sedimentäre Geschiebe meistens aus dem Ostseegebiet und der norddeutschen Tiefebene. In Abhängigkeit von ihrer Lage in der Eiszeitlandschaft und ihrer Gesteinsart stehen sie ab bestimmten Größen unter Geotopschutz. Beispielsw. Findlinge aus Sedimentgestein (Kalke, Sandsteine, Quarzite) ab 1 m Länge meist als Geotope geschützte Objekte. Einige Findlinge weisen prähistorische Bearbeitungsspuren (bronzezeitliche Schälchensteine) und/oder historische Spuren (neuzeitliche Sprenglochsteine und Restblöcke) auf.

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Der Breite Stein mit dem Kleinen Stein im Hintergrund.
Foto G. Lutze
Der Breite Stein von Krzyòw. Foto N. Ebert Der Breite Stein von Krzyòw. Foto N. Ebert

Der größte Findling Westpommerns ist der Breite Stein im Hanseberger Wald bei Krzymòw (Hanseberg) . Er besteht aus Biotitgranit und hat einen Umfang von etwa 25 m. Er liegt noch sehr in der Erde und seine vordere, freiliegende Wand hat eine Höhe von 4,4 m. Unweit darüber liegt noch ein zweiter Findling, der Kleine Stein. Er hat einen Umfang von 10,5 m und eine Höhe von 1,2 m und liegt überwiegend noch im Boden. In die polnischen Literatur sind die beiden Findlinge unter der Bezeichnung Die Zwillinge  eingegangen. Sie sind beide Naturdenkmale.Um die Großgeschiebe zu erreichen, fährt man von Chojna (Königsberg/Neumark) aus in Richtung Schwedt. Nach etwa 10 km steht links eine Tankstelle. Hinter der biegt man links ein und fährt nach Krzymòw (Hanseberg).Gleich hinter dem Ort steht ein hübsches Jagdshaus. Hier biegt man links auf den Waldweg und fährt bis zu einer allein stehenden Eiche am Wege. Von hier aus sollte man dann besser zu Fuß gehen und zwar im rechten Winkel auf einem Waldweg  rechts ab (etwa 15 Minuten Gehstrecke).

Der Teufelstein liegt im Ortsbereich von Mohrin. Oben und an der Seite hat er mehrere tiefe Löcher. Die Sage bringt sie in verschiedener Art mit dem Teufel in Verbindung. Die größte Vertiefung wird im Volksmund als Opferloch bezeichnet. Wahrscheinlich sind es Strudellöcher. Ursprünglich lag der Stein im See. Er besteht aus hellgrauem Quarzit.








Der Teufelsstein in Moryn. Foto W. Ebert
Ein weiterer Findling, der Guhdener Stein,  liegt am Wege Gadno (Guhden) – Bielin (Bellin), etwa 175 m südlich des zur ehem. Ziegelei führenden Weges. Er besteht aus Gneis und ist stark mit Krustenflechten besetzt. Seine Länge beträgt 2,5 m, sein Umfang 6,5 m. Insgesamt standen 1939 im Kreis Königsberg 15 Findlinge unter Schutz. Viele andere sind schon zerstört worden.
 
Der sagenumwobene Klickstein auf einem Blockfeld. Foto B. Puschmann
Der sagenumwobene Klickstein auf einem Blockfeld. Foto B.Puschman
Der Klickstein in Seitenansicht. Foto N. Ebert Der Klickstein in Seitenansicht. Foto N. Ebert
 
Südöstlich von Myślibórz  (Soldin) liegt schließlich noch ein bekannter, sagenumwobener Findling. Das Naturdenkmal wird heute "Teufelsstein" (pol. Czarci Głaz) genannt, der frühere deutsche Name war "Klickstein". Er besitzt einen Durchmesser von 12,5 m und eine Höhe von 2,1 m. Man erreicht ihn, wenn man gleich nach Verlassen von Myślibórz (Soldin) die Straße rechts in Richtung Czerników (Zernickow) nimmt und dann nach drei Kilometern in die Straße links nach Rościn (Rostin) einbiegt. Man durchfährt das Dorf, bis kurz vor Dorfende eine Straße links einbiegt. Von hier aus folgt man den vorhandenen Wegweisern..

Literatur:
Autorenkolektiv (Bearbeitet von H.G.Bluhm, W. Pflug, B. Regenberg und R.H.Tamm.)   Kreis Königsberg/Neumark.   
   Erinnerungen an einen ostbrandenburgischen Landkreis.Herausgeber: Heimatkreis Königsberg/Neumark. Westkreuz-  
   VerlagGmbH Berlin/Bonn 1997
Biens, Paul:Die Neumark im Herzen (Herausgegeben von J. Lüderitz. Individuell Verlag, 2002
Heimatkreis Soldin/Neumark. Eigenverlag Heimatkreis Soldin, 1981
Lüderitz, J.: Neumark. Durch die alte Kulturlandschaft östlich der Oder. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, TrescherVerlag
   Berlin 2008
Internet: neumark. pl. Fotos und touristische Informationen: Rościn.
Schiller, A.: Findlinge. Königsberger Jahrbuch 1939


© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2011